Verhandlungsexperte über Wladimir Putin: „Wir müssen herausfinden, was Scheitern für ihn heißt“
Thorsten Hofmann hat für das BKA mit Entführern und Geiselnehmern verhandelt. Hier erklärt er, welche Taktik der Westen gegenüber Russland verfolgen sollte.
Herr Hofmann, Sie unterrichten Verhandlungsführung an der Quadriga Hochschule in Berlin. Versprechen Sie sich etwas von den Verhandlungen zwischen dem russischen Außenminister Sergej Lawrow und seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba, die am Donnerstag in der Türkei stattfinden sollen?
Zum ersten Mal sprechen hochrangige Politiker beider Länder miteinander. Das ist ein Signal, dass die russische Seite den Verhandlungen Bedeutung zumisst. Lawrow ist der verlängerte Arm Putins, ohne eigene Agenda. Der wird das umsetzen, was sein Dienstherr ihm mitgibt. Mein Eindruck war, dass die Delegationen bei den bisherigen Verhandlungen nur das Mandat hatten, über Nebenbedingungen zu verhandeln: kurzfristige Waffenruhe, Versorgungskorridore. Positiv ist auch, dass die Verhandlungen auf neutralem Boden stattfinden. Was mir noch beim Lesen der Nachrichten aufgefallen ist: Im russischen Forderungskatalog fehlten die Punkte einer „Entnazifizierung“ und „Entmilitarisierung“ der Ukraine.
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Dieses Interview mit Verhandlungsexperte Thorsten Hofmann erschien im „Tagesspiegel“ am 10.03.2022 und ist hier abzurufen.